Dienstag, 9. August 2011

Grundprinzip "Innere Achtsamkeit"

Selbstreflektion

Stehen wir ganz dicht vorm spiegel, sehen wir in unsere augen. Je mehr wir zurücktreten, desto mehr können wir uns sehen - mit je mehr abstand wir uns betrachten, desto vollständiger wird unser bild von uns.

Emotionen machen uns ständig probleme, weil sie so stark sind, uns überwältigen. Wir fühlen viel intensiver als andere menschen. Darum reagieren wir viel intensiver als andere menschen. auf außenstehende wirken wir so "hysterisch", "völlig überzogen", "unangebracht". Unsere gefühle scheinen oft, nicht gerechtfertigt zu sein. Oft ist uns das gar nicht bewusst. Für uns ist es manchmal nicht nachvollziehbar, dass andere menschen NICHT so reagieren würden, wenn sie in der gleichen situation stecken würden. Aber oft auch leiden wir selbst mehr unter unseren "ausbrüchen" oder "krummen gedanken" als die außenstehenden, weil wir selbst merken, dass wir überreagieren, uns selbst damit auf die nerven gehen, es aber trotzdem nicht abschalten können. Unsere emotionen sind anstrengend für uns selbst und wir müssen lernen, besser damit umzugehen. Eine situation und eine angemessene reaktion darauf, ein umgang damit, der uns nicht unnötig fertig macht... das kann man lernen! Alles beginnt damit, sich selbst zu erkennen, sich selbst zu reflektieren.

Um Reaktionen von anderen auf unsere reaktionen zu verstehen, hilft es immer, sich in die lage des anderen zu versetzen, in die lage eines außenstehenden und dran zu denken, dass er viel viel weniger intensiv fühlt.


Emotionen erkennen, einschätzen und bearbeiten


Emotionen entstehen automatisch, sofort und ohne vorwarnung. Das können wir also eher schlecht beeinflussen. Also stehen wir da mit dem gefühl, es hat uns überrumpelt und wir sind überfordert. Wenn wir lernen wollen, mit ihnen umzugehen, müssen wir folgendes tun:

1. Akzeptieren

erlaube dir das gefühl! Du musst es nicht mögen, du musst dich nicht mit dem gefühl anfreunden. Aber dagegen anzukämpfen macht es nur schlimmer. Akzeptiere, dass du so empfindest, wie du empfindest. Denn nur, in dem du es erstmal akzeptierst und ihm raum gibst, kannst du das gefühl verstehen und verändern.

2. Erste aktive Maßnahme

Gefühle sind immer selbstgemacht. Sie sind die summe unserer gedanken. Schlechte gedanken, machen ein schlechtes gefühl. Unser gefühl beeinflusst daraufhin wieder unsere gedanken. Ein teufelskreis... das gefühl macht aber noch mehr: es engt unsere wahrnehmung ein. Es beeiflusst unsere körperhaltung, unseren gesichtsausdruck. Und es drängt uns zu handlungen. Das gefühl selbst, tut also alles dafür, beibehalten zu werden. Wenn wir versuchen, alle außenfaktoren umzukehren, also das gegenteil von dem machen, was das gefühl uns versucht zu diktieren, schaffen wir es, das gefühl zu verändern. Wenn wir deprimiert sind, will unser körper die schultern hängen lassen und schmollen: also setzen wir uns aufrecht hin und grinsen! Auch wenns zuerst bescheuert klingt und wir uns damit auch echt lächerlich fühlen, ist egal, mach es einfach! Und dann mach das gegenteil von dem, was das gefühl willst, dass du machst. Du willst schmollen? Sing ein fröhliches lied. Versuche auch auf jeden fall aus dem tunnel der momentanen wahrnehmung auszubrechen. Es ist grad nicht alles kacke! Und zu guter letzt: denk bloß nicht, an all den mist, der dir grade im kopf rumschwirrt. Versuche an was anderes zu denken, was überhaupt nicht dem gefühl entspricht.

3. Weitere Vorgehensweise

Hinterfrage, woher das gefühl kommt, was es ausgelöst hat. Oft sind es sachen, die wir gar nicht wahrhaben wollen, die wir vor uns selbst verbergen weil die erklärung für eine reaktion nicht "gesellschaftstauglich" wäre. Also: sei ehrlich zu dir selbst. z.B. "ich war wütend, weil ich nicht im mittelpunkt stand", "ich war neidisch, weil jemand etwas besser konnte als ich, obwohl ich diesen jemand total kacke finde", "ich bin eifersüchtig, weil mein selbstbewusstsein echt grade im keller ist und ich selber auch grade lieber jemand tolleres wäre, so wie die person, auf die ich eifersüchtig bin."


Übungen

Lerne, eine situation nicht zu bewerten – anfangen mit ganz einfachen sachen. Mit allen 5 sinnen ausprobieren, etwas zu beschreiben, ohne es zu bewerten. So kann man lernen, eigene emotionen und reaktionen mit abstand zu betrachten, zu verstehen und zu verändern. In der Therapie heißen diese Übungen "Innere Achtsamkeit".
Beispiele von Übungen:

Wenn wir das gefühl auf einem level haben, das erträglich ist: Was für konsequenzen hat unser gefühl? Was für gefühle werden folgen? Was können wir für gegenmaßnahmen ergreifen?

Unsere wahrnehmung richtet sich ganz nach unserer stimmung. Rational gesehen entspricht keine wahrnehmung der realität, weil wir immer aus unserer laune heraus etwas bewerten.

Ich werde im laufe der zeit noch einige beispiele mehr ausarbeiten und einfügen.


Gefühl: Eifersucht

Auslöser:
Jemand oder droht eine Beziehung zu einer wichtigen Person oder einer wichtigen Gruppe aufzubauen, deren Aufmerksamkeit ich für mich alleine haben möchte.

Wozu es dient:
Um einer starken Bindung viel Aufmerksamkeit widmen zu können und diese ebenso einzufordern. Um um wichtige Beziehungen kämpfen zu können, deren Verlust sehr negative Folgen hätte.

Gedanken:
- mein freund/in mag mich nicht mehr
- ich werde verlassen werden
- ich kann meinem partner nicht mehr vertrauen

Wahrnehmung:
- die Person auf die ich eifersüchtig bin wird lieber gemocht als ich, bekommt mehr liebe und aufmerksamkeit
- eigene minderwertigkeit
- ich bin total abhängig von meinem partner

Körperreaktion/ Ausdruck:
Eifersucht will nicht direkt erkannt werden, daher gibt es keine bestimmten erkennungsmerkmale.

Handlingsimpuls:
- der konkurrenz schaden
- die geliebte person kontrollieren, mistrauen und mit anschuldigungen zu konfrontieren
- sich selbst immer in den mittelpunkt rücken, besonders begehrlich und liebenswert machen
- klammern

mögliche Begleit- und Folgegefühle:
Wut, Hass, Trauer, Verzweiflung, Scham

Rechtfertigungscheck:
- wird die beziehung durch etwas reales bedroht oder ist es "nur so ein gefühl"?
- verändert sich die beziehung tatsächlich?
- Erhalte ich weniger aufmerksamkeit als folge dessen, dass jemand anderes mehr bekommt?


sinnvolle Reaktions-/Handlungsmöglichkeiten:
- reden mit freunden
- den partner darauf ansprechen (aber nicht ständig)
- aufmerksamkeit und überschwänglichkeit lassen im laufe der zeit durchaus nach. Überlege dir dinge, um dieses wieder aufzuwecken: sich für den anderen hübsch machen, etwas überlegen, was zusammenschweißt wie gemeinsame urlaube, erlebnisse etc., kleine aufmerksamkeiten ->ergo: sich um die aufrechterhaltung der körperlichen und geistigen nähe zu bemühen
etwas mehr zärtlichkeiten, mehr lächeln, den anderen zum lachen bringen, geborgeheit bieten...
- Achtung: alles gut dosiert, sonst wirds echt nervig!


Vorbeugung:
- Vertrauen! Ohne vertrauen kann eine beziehung nicht funktionieren. Ist das vertrauen geschädigt, überlege, ob es von dir aus kommt oder vom partner aus.


Gefühl: Wut

Auslöser:
- Bedrohungssituation für mich oder eine mir nahestehende Person
- Verletzungssituation, sowie emotional als auch körperlich
ungerechte Behandlung
- eine konzentriert ausgeübte Aktion wird von außen unterbrochen
- etwas "will nicht so, wie ich will", läuft nicht nach unseren Vorstellungen
- die Erinnerung an eine Sache, die uns in der Vergangenheit wütend gemacht hat

Wozu es dient:
- Selbstbehauptung, Ziele durchsetzen können
- Entwickeln von Ehrgeiz
- sich verteidigen können in Gefahrensituationen

Gedanken:

- klare Gedanken sind in dieser Situation.. ich sag mal... selten^^, mir fallen jedenfalls keine ein, es gibt nur noch Impuls, Impuls, Impuls und ich muss mich zu Gedanken ZWINGEN wie : "gaaanz ruhig bleiben, nur nicht durchdrehen..." usw.

Wahrnehmung:
- "Man sieht rot"
- Tunnelblick, dabei auf den Auslöser des Ärgers fixiert
- man fühlt sich sehr kräftig, gleichzeitig aber auch sehr verletzlich

Körperreaktion/ Ausdruck:
- Adrenalin! Muskeln spannen sich an, sind bereit zum kämpfen
- Fäuste ballen, Lippen zusammenpressen, schnellere Atmung
- Anwendung von Sarkasmus
- Energisches und provozierendes Auftreten und Sprechen
- "Arschloch!!!", "Scheiße!!!"


Handlingsimpuls:
- schreien
- etwas kaputt machen
- angreifen
- Aggressionen ausleben
- auf sich aufmerksam machen, Unterstützung und Verständnis - einfordern
- etwas "gerecht machen" wollen durch zufügen von eigens erlittenen körp. u. seel. Schmerzen
- komplettes Ausblenden von möglichen Konsequenzen


mögliche Begleit- und Folgegefühle:
- Rachegedanken, Kontrollverlust
- Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, Verzweiflung
- Angst vor Konsequenzen, wenn man seiner Wut erlegen war und - dementsprechend gehandelt hat
- Scham, Selbstvorwürfe

Rechtfertigungscheck:

- besteht eine bedrohliche oder ungerechte Situation?
- Scheinen jegliche Bemühungen etwas richtig zu machen, sinnlos zu sein?
- Bleibt mir keine andere Wahl wütend zu werden und wütend zu handeln,um mich durchzusetzen?


sinnvolle Reaktions-/Handlungsmöglichkeiten
- besteht eine lebensbedrohliche Situation ist es immer sinnvoll (wenn es keine Fluchtmöglichkeit gibt bei einem überlegenem Gegner), sich mit allen mitteln zu verteidigen
- meistens hat wut ursachen, die für einen gegenüber nachvollziehbar sind, wenn man sie ruhig von eigenen standpunkt aus erklärt und sich ebenso aus dem anderen standpunkt die lage anhört ->eine gute vorraussetzung für einen Kompromiss
- akute Wutausbrüche/ akute Aggressionen sind keine Gefühle, die lange aufrecht bleiben. Sich zeit nehmen ist wichtig, um "runterzukochen", denn die Fähigkeit sinnvolle Entscheidungen über Handlungen treffen zu können wird besser, je nüchterner man sich der Konsequenzen bewusst wird, dann folgen:
- strategische, dosierte Maßnahmen, die die eigene Gefühlslage aufzeigen, die angestrebten Ziele durchsetzen, jedoch immer dabei bedacht, ein Verhältis nicht zu zerstören.
- Je wichtiger und bedeutender die Situationen für uns sind, desto wichtiger ist es, die eigene Wut wahrzunehmen und einzuordnen, kleinigkeiten, die uns aufregen, sind es nicht wert, deshalb schlimmere konsequenzen auf sich zu nehmen als es dauern würde, sich friedlich abzureagieren bzw abzuregen durch:
- entgegengesetztes Handeln, entgegengesetztes denken, entgegengesetzte körperhaltung
- gedankenstopp



Früherkennung und Vorbeugung:
- merke dir stets: NIEMALS IN DER WUT ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN!!!
- erkennen, welche Ursachen bei dir Wut auslösen, hinterfragen, warum diese sache bei dir wut auslöst, einen anderen umgang damit üben ->
- dabei helfen durchgehen von szenen (gedanklich oder im gespräch) und deren bestmögliche auflösung (die gesetzlich, moralisch, etisch vertretbar ist) im vornerein zu üben
- egoismus ist nicht hilfreich
- mehr toleranz, nachsichtigkeit, offenheit lohnt sich
- in zukünftigen situationen, in denen zu erwarten ist, dass wut ausgelöst wird, kompromissbereitschaft signalisieren, einstieg in die situation mit versöhnlichen worten

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